Der Autor

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Aus BEAM 8 spezial
© Klaus Marion April 1988

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Zu den wenigen Dingen, die einem Lohnschreiber aus dem Bereich der Science Fiction seine miserable Bezahlung etwas ausgleichen können, ist die leuchtende Bewunderung in den Augen ihrer Fans. Wohl keine andere Gruppe von Autoren hat einen derartige Ego-fördernde Schar von echten Bewunderern, die ihrem Objekt der Anbetung dies bei jeder bietenden Gelegenheit dies beweisen wollen. Leider zeigt es sich, daß derartige Anbetung auch ermüdend sein kann. Und ob meine stundenlangen Diskussionen mit Perry Rhodan-Autoren auf verschiedenen Fan-Treffen denen genauso viel Spaß gemacht habt wir mir, vermag ich inzwischen nicht mehr ganz so bestimmt zu sagen...

Früher Morgen. Dunkelheit. Nebel treibt durch die Straßen, Schatten scheinen, unwirklichen Tänzerinnen gleich, pittoreske Figuren in der Stille zu drehen.
In der Ferne ein Geräusch, leise und klagend. Und da, eine schwache Bewegung im Dämmerlicht!
Eine Gestalt, an die Wand eines Häusereinganges gepreßt, versucht verzweifelt, die Dunkelheit mit Ihren Blicken zu durchdringen. Jetzt setzt sie zu einem Sprung an und verschwindet in der Deckung eines Busches. Es handelt sich um Rolf Platenberg, bekannter SF-Nachwuchsautor und in der Fan-Szene gern gesehener Gast. Die Gemeinde seiner Fans nennt ihn nur 'den Geselligen'. Rolf Platenberg haßt Menschenansammlungen. Doch was soll er tun, sein Agent hat ihm in dieser Hinsicht genaue Anweisungen gegeben.
Gleich heute Morgen hat er einen Termin beim Chaoticon IV. 300 Kilometer sind noch zurückzulegen. Er sichert noch einmal nach beiden Seiten, dann setzt er zu einem geduckten Sprung an und hastet zu seinem Auto. Kaum wird seine Gestalt auf der Straße sichtbar, springen 4 Gestalten aus bereitstehenden Fahrzeugen und versuchen Platenberg abzufangen.
Mit einem gestreckten Schwinger in die Magengrube kann Rolf sich aus der Umklammerung der Unholde befreien. Eine gerade Rechte sichert ihm den Rückzug zum Auto. Er startet den Wagen, die Flucht gelingt. Rolf wischt sich die Stirn, es war knapp geworden. Das Auto schleudert in der Kurve. Er kann es wieder unter Kontrolle bringen und setzt seine Fahrt auf der Autobahn fort. Die Vier waren wohl immer noch die Reporter von Fandhome Wheekly, die seit zwei Wochen sein Haus observieren, um doch noch ein aktuelles Interview von ihm zu bekommen. Rolf Platenberg hat ihnen einen Termin im nächsten Jahr angeboten, welcher jedoch nicht akzeptiert wurde. Seitdem zog sich der Belagerungsring immer enger. Die Typen sind alles sehr groß und auffallend kräftig gebaut, mit brutalem Blick. Gestern gelang es den Belagerern, die Wasserzufuhr zu sperren.
Beim Conlokal wartet schon eine größere Menge von Fans. Einer umarmt ihn und lächelt in eine bereitstehende Kamera. Franz kennt ihn nicht. Vermutlich der Clubpräsident. Oder sonst jemand. Vor Monaten hatte er sich einmal handgreiflich gegen eine solche Umarmung gewehrt. Da war der Geschlagene leider sein Verleger gewesen. Platenberg erinnert sich nur ungern daran. 20 Minuten hat er Zeit. Er hält einen kurzen Vortrag zum Thema 'Sozialisierungsversuche repatriierter Extraterrestier', verteilt noch schnell Autogrammkarten und hastet bereits wieder nach draußen.
Die Zeit drängt, der Pabel-Verlag machte mit ihm über seinen neuesten Roman sprechen.

Auf nach Rastatt.
Die Verhandlungen verlaufen kurz und schmerzlich. Auf die Frage an den Cheflektor, ob er mehr Feuer in die Handlungen legen solle, wird ihm beschieden, mehr Handlungen ins Feuer zu legen. Platenberg bricht das eine unerfreuliche Wendung nehmende Gespräch ab und geht.
Die Vollversammlung junger Autoren Bremen-Süd wartet schon auf ihn. Mit stehenden Ovationen wird er empfangen. Franz weiß gar nicht, worum es in der Podiumsdiskussion eigentlich geht, an der er hier teilzunehmen hat. Es wird ihm auch in den folgenden Stunden nicht klar, doch hat dies keine größeren nachteiligen Folgen. Die anschließende Dichterlesung seines neuesten Stücks 'Magerita von Euklida'- weitet sich hingegen zu einem durchschlagenden Erfolg aus, obwohl er irrtümlich das Manuskript durcheinandergebracht hat und ab Seite 5 aus einem gänzlich anderen Roman rezitiert. Es scheint keinem aufzufallen.
Der Schlag Kartoffelsalat, den er in der Pause herunter schlingt und der unter dem Namen 'Neptun-Salat' angeboten wurde, war anscheinend verdorben. Rolf Platenberg erbricht sich unauffällig in einen herumstehenden Umdrucker.
Es ist Nacht geworden, nach zweistündigem signieren vollführt seine Hand nur noch hilflos zuckende Bewegungen. Versuchsweise signiert er links, dann mit der Nase, dann mit einem anderen Namen. Es fällt niemandem auf.
Kurz nach Mitternacht wankt er erschöpft zum Ausgang. In einem dunklen Seitenflur wird er brutal von hinten gepackt und in ein Zimmer geschleppt. Er stöhnt:
"Nein,...nein ... ich ... gebe kein ... Interview ... AAH"
Brutale Schläge lassen Rolf Platenberg die Sache noch einmal überdenken.
Stockend, durch die Zahnlücken stark behindert, beginnt er seine Antworten in eine bereitgehaltenes Mikrofon zu nuscheln. Stunden später ist man fertig und läßt ihn liegen. Ein bekannter Fan findet ihn dort, ergreift die Gelegenheit und verprügelt Rolf Platenberg ebenfalls. Rolf hatte nicht auf seine Fan-Post geantwortet.
Im Morgengrauen schleppt sich Platenberg mit letzter Kraft zu einer Brücke und starrt in die Fluten.
Seitdem wurde er nicht mehr gesehen.

Es

 


Letzte Änderung - 12.07.98